Brunnenwanderweg durch Ehingen
In der älteren Zeit findet man gewöhnlich zwei Arten von Brunnen. Die einen waren Schöpf- oder Ziehbrunnen, wo das Wasser durch Schöpfeimer mittels eines Seiles oder einer Kette, die über eine Rolle liefen, aus der Tiefe gezogen wurde. Auf der Brüstung des Brunnenschachts ruhte gewöhnlich ein Holzgerüst auf, an der die Rolle befestigt war, und das Ganze trug eine Überdachung. Es entstand also ein kleines „Brunnenhäuschen“.
Die anderen waren Röhrenbrunnen, laufende Brunnen mit Röhren, aus denen das Wasser floß und die es aus einem gehobenen angebrachten Behälter in Röhren zugeleitet erhielten. Erst später kamen Pumpbrunnen auf, die bald zahlenmäßig überwogen.
Ein Brunnenhäuschen mit einem Ziehbrunnen stand in Ehingen im inneren Hof des Spitals bei der Spitalküche. Man bezeichnete ihn als einen „Galtbrunnen“ (Galgenvorrichtung?). Ein „Galgenbrunnen“ stand schon 1516 beim Pfründhaus der St.-Anna-Kaplanei, die Hieronymus Winckelhofer in diesem Jahr stiftete.
Ein bekannter Brunnen war auch der „Weberbronnen“ in der Webergasse beim Einlaß, wohl auch ursprünglich ein Ziehbrunnen.
Der bekannteste „Röhrbronnen“ stand auf dem Marktplatz an der Nord-Ostecke. Schon Martin Zeiller redet um 1650 von dem „lustigen Röhrkast“ auf dem Markt zu Ehingen.
1798 werden unter den öffentlichen Brunnen genannt „der Röhrbronnen auf dem Marktplatz von Steinen mit 4 mössenen Röhren und einem bleiernen Teichel im Kasten“, ein Röhrbrunnen mit 3 Röhren in der oberen Stadt von Eichenholz (in der Hauptstraße beim Winckelhofer Familienhaus; die alte Bezeichnung „Radbrunnen“ weist wohl auf die ehemalige Eigenschaft als Ziehbrunnen hin), ein „Kastel“ beim Kollegium mit nur einem Rohr.
Ein bekannter Röhrbrunnen war auch der Kästlesbrunnen in der unteren Stadt, der schon 1571 erwähnt scheint und das Wasser aus dem Frauenberg hat.
Ein „laufender Brunnen“ gehörte auch zum Speth’schen Hof beim Kollegium, für den jährlich 34 k 4 h Wasserzins entrichtet wurde. Der Michaelsbrunnen am Lammberg wahrt die Erinnerung an die Michaelskapelle daselbst.
Röhrbrunnen mußten gespeist werden, wenn nicht von einer höher gelegenen Quelle, dann von einem gehobenen Wasserbehälter. Im letzteren Falle bedurfte es eines „Brunnenhauses“, d. h. eines Wasserspeichers, von dem aus das Wasser in den Behälter gehoben wurde, damit es in Röhren dem Brunnen zugeleitet werden konnte. Ein solches Brunnenhaus stand an der Schmiech unten, wo diese die Stadt betrat bei der Heckenmühle. Mit Hilfe der Wasserkraft der Schmiech selbst wurde das Wasser emporgetrieben, zur Zeit Vanotti’s in einen neben der Pfarrkirche gelegenen Wasserturm. Der Großteil der Stadt wurde von da mit Wasser versehen. Das Brunnenhaus ist schon um 1700 erwähnt. Später genügte das eine Brunnenhaus nicht mehr. Es gab 1826 schon zwei Wasserwerke, von denen durch das zweite Wasser aus dem Weiherbach der Stadt zugeleitet wurde.
Natürlich gab es auch eine Anzahl privater Brunnen in der Stadt. Längst gab es nun auch Pumpbrunnen. Die alten Ziehbrunnen wurden allmählich durch die vorteilhafteren Pumpbrunnen ersetzt. 1798 gab es in der Stadt 11 öffentliche (stadteigene) Pumpbrunnen. Ein städtischer „Bronnenmeister“ begegnet erstmals 1703 in der Person des Jak. Braun, Zimmermeister und städtischer Werkmeister.
Begeisterung erweckte in der Stadt die mit einem Aufwand von 190 000 Mark gebaute Wasserleitung, die im Dezember 1877 in Betrieb genommen wurde. Es wurde hierzu je eine Quelle nördlich und südlich des Weiherbachs erfaßt, wozu später noch solche bei der Riedlinger Straße kamen. Das Reservoir wurde auf dem Wolfert angelegt. Mit Mißfallen sah man es aber in der Stadt, daß schon ein paar Monate später die Muttergottesfigur vom Röhrbrunnen des Marktplatzes herabgenommen wurde, nachdem sie über 100 Jahre eine Zierde der Stadt gewesen sei, und der Brunnen selbst abgebrochen wurde.
Mit Teilen des Marktbrunnens (Renaissance-Löwenmasken) wurde 1881 der Kästlesbrunnen erneuert. Nachdem noch vor dem zweiten Weltkrieg die Wasserleitung durch eine Wasserzufuhr vom Stoffelberg und ein Reservoir daselbst weiter ausgebaut worden war, wurde die Wasserversorgung veranlaßt durch den Bevölkerungszuwachs, in allerjüngster Zeit weitsichtig gelöst. Eine Pumpstation im Donautal treibt das Wasser zum neu errichteten 26 Meter hohen Wasserturm und umfassenden Hochbehälter auf die Schillerhöhe empör. Die bisherigen Anlagen wurden überflüssig, die neue ist in Betrieb seit 5. Juni 1952.

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