11 Hildegard-Tafel: Hildegard als frühe "Protestantin"
„Sankt Hildegards Weissagung über die Papisten und genannten Geistlichen, welcher Erfüllung zu unseren Zeiten hat angefangen und vollzogen soll werden. Eine Vorrede durch Andreas Osiander im 1527 Jahr.“
Hildegard von Bingen (1098-1179) lebte lange vor der Reformation als die christliche Kirche im Heiligen Römischen Reich noch nicht in eine ‚katholische‘ und eine ‚evangelische‘ Kirche gespalten war. Ein Blick in die Kirchengeschichte rechtfertigt es, Hildegard nicht allein als ‚katholische Heilige‘ zu bezeichnen, sondern auch als ‚Vertreterin der Vorreformation‘ in Deutschland, auf deren kirchenkritische Schriften sich die Reformatoren berufen haben. So veröffentlichte Andreas Osiander (1498-1552), ein überzeugter Anhänger der Theologie Luthers, der in Nürnberg als erster protestantischer Pfarrer die Reformation durchgesetzt hatte, im Jahre 1527 zwei Schriften mit Weissagungen. Dazu gehörte der oben genannte Text von Hildegard, den er, wie er sagte, im Kartäuserkloster der Stadt Nürnberg gefunden hatte. Diese Schrift enthält Hildegards Mahnreden an den vom Verfall bedrohten Klerus und diente den Reformatoren als Beleg dafür, dass Hildegard als Prophetin bereits im 12. Jahrhundert den Untergang der Papstkirche vorausgesagt haben soll. Luther selbst hat sich zwar offensichtlich nicht mit Hildegard befasst, aber einer seiner entschiedensten Anhänger, Flacius Illyricus (1520-1575), stilisierte Hildegard zu einer Art prototypischer Vorläuferin Martin Luthers und bezeichnete sie sogar als „Lutherani“. Mit dem Rückgriff auf Hildegards kirchenkritisches Gedankengut konnte die Vertrautheit mit ihrem Namen für die Belange der Reformation genutzt werden. So gesehen kann Hildegard tatsächlich als frühe ‚Protestantin’ bezeichnet werden.
Dr. Eveline Waterboer ©Scivias-Institut

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