
Begehungsstile beim Klettern
Technisches Klettern vs. Freiklettern
Als erstes macht es Sinn die beiden äußerst gegensätzlichen Arten des Kletterns zu unterscheiden. Beim Technischen Klettern benutzt man alles Nötige, um eine Wand zu durchsteigen, seien dies Bohr- oder Normalhaken, mobile Sicherungsmittel oder Trittleitern. Heutzutage wird diese Art des Kletterns nur noch wenig eingesetzt. In früheren Jahrzehnten wurden hohe Wände meist nur technisch begangen, da sie wegen fehlenden Haltepunkten nicht frei kletterbar waren oder die Bedingungen in der Wand zu schwierig waren.
Mitte des 20. Jahrhunderts war man dann soweit, dass man nur mit genügend Bohrhaken technisch so gut wie jede Wand durchsteigen konnte. Daraufhin entwickelte sich das Freiklettern, das zum Ziel hatte, eine Wand nur mithilfe seiner eigenen Hände und Füße zu durchsteigen. Das bedeutet nicht, dass man ohne Seil oder Sicherungsmittel klettert. Diese werden lediglich zur Absicherung, nicht aber zur Fortbewegung benutzt. Das bedeutet, dass man die Sicherungskette nicht belastet, sich nicht an Haken über schwierige Stellen hochzieht, man nicht ins Seil stürzt oder sich für eine Pause ins Seil setzt. Beim Freiklettern unterscheidet man verschiedene Begehungsstile, die im Folgenden erklärt werden. Wichtig zu wissen ist, dass man Freiklettern nicht mit Free Solo verwechseln und gleichsetzen darf. Free Solo ist lediglich eine extreme Spielform des Freikletterns.
Onsight
Flash
Rotpunkt
Pinkpunkt
Clean/Trad

Beim Begehungsstil Clean/Trad wird eine Route ohne fixe Sicherungspunkte durchstiegen. Felshaken sind nicht erlaubt. Das bedeutet, dass man alle Zwischensicherungen und alle Fixpunkte an den Standplätzen selbst anbringen und nach der Begehung wieder entfernen muss. Die mobilen Sicherungspunkte werden mit Klemmkeilen, Friends, Sanduhrschlingen und Schlingen an Felsköpfen angebracht. Das Erkennen und richtige Setzen erfordert dabei viel Erfahrung, die man sich nur mit viel Übung aneignen kann. Das Clean/Trad Klettern folgt der Ethik, keine Spuren und vor allem Beschädigungen am Fels zurückzulassen und wird beispielsweise im Elbsandsteingebirge (GER), in vielen Granitwänden in Chamonix (FR) und im Yosemite Valley (USA) praktiziert. Heutzutage gibt es auch häufig Routen, die zumindest an den Standplätzen fixe Sicherungspunkte aufweisen und man so nur für die Zwischensicherungen selbst sorgen muss.
Allgemein kann man Clean/Trad mehr als eine Kletterart definieren als einen Begehungsstil, da man eine Route Clean/Trad sowohl Onsight, Flash, Rotpunkt, Pinkpoint als auch im Top rope/Nachstieg begehen kann. Mittlerweile hat sich extra für das Clean/Trad Klettern noch ein weiterer Begehungsstil etabliert, das sogenannte „Greenpointing“, wo man eine Route, obwohl diese mit Bohrhaken abgesichert ist, trotzdem Clean/Trad klettert. Es zählt aber nur, wenn man die Route im Vorstieg klettert. Man mag sich jetzt fragen, wieso man das macht, wenn es doch Bohrhaken gibt. Dafür gibt es jedoch viele Gründe. Zum Beispiel gibt es Kletterer, die einfach gerne mit Friends und Keilen herumhantieren oder Anfänger, die sich erst langsam an das Thema Trad Klettern herantasten möchten und gerne Bohrhaken als Backup haben möchten. Außerdem gibt es vielleicht Kletterer, die sich in einem Gebiet mit Routen weit unter dem eigenen Schwierigkeitsniveau aufhalten und wo das selbstständige Anbringen von mobilen Sicherungsmitteln da einen gewissen Pep mit reinbringt.
Toprope/Nachstieg

Rope Solo
Free Solo
Foto: Heinz Zak, CC BY-SA, www.commons.wikimedia.org
Trailer „Free Solo“
Video: National Geographic
Deep Water Soloing
Wettkampf Deep Water Soloing in Patagonien
Video: Red Bull